Vorwort
Wenn man von Raubtieren spricht, denkt man an Zoo und Zirkus, fernes Afrika oder Indien. Doch die Raubwildfamilie ist gross, und einheimische Raubtiere findet man gleich "vor der eigenen Türe". Wer kennt zum Beispiel die Marder nicht, die sich respektlos an den "Weichteilen" unserer Autos gütlich tun?

Schon in frühester Zeit wurden Frettchen zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen gehalten. Sie wurden später durch die heutige Hauskatze abgelöst. Heute noch werden Frettchen zum Bejagen von Kaninchen eingesetzt. Wegen dem kleinen Wildkaninchenbesatz in der Schweiz werden Frettchen eher selten als Jagdbegleiter geführt. Sie sind dafür bei Kennern als Haustiere sehr beliebt.

Haustiere tragen einen wesentlichen Teil zu einer sinnvollen und erholsamen Freizeitgestaltung bei. Die Tierhaltung hat einen festen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Leider ziehen heute vermehrt seltene und exotische Tiere in unsere Wohnzimmer ein, obwohl eine sinnvolle und artgerechte Tierhaltung kaum geboten werden kann. Das Tier wird dabei erst zum Vorzeigeobjekt, dann nach und nach zur Last. Auf der Strecke bleibt am Schluss, die hilflose Kreatur, die auf ihren Halter dringend angewiesen ist. Wer sich entschliesst, seine Freizeit mit Tieren in Gefangenschaft zu teilen, muss eine grosse Verpflichtung übernehmen. Er hat für eine artgerechte Haltung, eine angepasste Fütterung und eine regelmässige Pflege seiner Schützlinge zu sorgen.

Es ist nicht das Ziel der Swiss Fancy Ferret Society, die Verbreitung des Frettchens als Haustier zu fördern. Vielmehr soll durch gezielte Information zu einer optimalen Haltung und Versorgung, auch unter Berücksichtigung des Tierschutzgesetzes, beigetragen werden.

Im tierärztlichen Alltag sind Frettchen eher seltene Patienten, und die artspezifischen Besonderheiten der tiermedizinischen Versorgung dieser Marderart, sind nicht immer bekannt. Anästhesie, Impfprophylaxe und Östruskontrolle weichen zum Teil wesentlich von denen, in Kleintierkliniken üblichen Praktiken ab, und bedürfen besondere Beachtung. Das vorliegende Kompendium bietet dem praktizierenden Tierarzt Einblick in die Biologie, die artgerechte Haltung und in die Diagnose und Therapie der häufigsten Krankheiten. Biologische, Physiologische und Hämatologische Daten sind tabellarisch und übersichtlich aufgeführt. Auf die richtige Ernährung, Grundvoraussetzung für ein langes und gesundes Leben von Frettchen, wurde in diesem Buch besonderen Wert gelegt. Damit steht dem Tierarzt, dem Studierenden, aber auch dem interessierten Tierhalter, ein hilfreiches Nachschlagewerk zur Verfügung.

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich mit sachkundigen Ratschlägen, Manuskripten, Artikeln und wichtiger Fachliteratur unterstützt haben und zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.
Es sind dies in erster Linie:

Prof. Howard E. Evans, Ph.D., und An Quoc Nguyen, D.V.M. M.S. Veterinary College Cornell University, U.S.A.;
John H. Lewington B.Vet. Med. M.R.C.V.S. Craigie Veterinary Hospital, Australia;
Todd H. Marshall, Marshall Farms, U.S.A.;
Susan A. Brown, D.V.M. Midwest Bird & Exotic Animal Hospital, U.S.A.;
Michael Oxenham, BVet. Med. MRCVS, Beech House Veterinary Centre, England;
H. Zomer D.V.M. Dierenartsenpraktijk, Bergen op Zoom, Nederland.

Nicht zuletzt ist es mir ein besonderes Bedürfnis, Frau Dr. Med. Vet. Maria Pfeiffer, CH-Neuenhof, für die Durchsicht meiner Manuskripte, zu danken.

Oktober 1996 U. Murbach